LINDENBRASS sind ein junges Ensemble. Erst gut zwei Jahre alt, haben sich die Blechbläser der Staatskapelle der Berliner Staatsoper Unter den Linden bis heute ein umfangreiches Repertoire erarbeitet, das von Originalversionen bis zu Bearbeitungen von Kompositionen unterschiedlicher Zeitalter reicht.
Am Valentinstag unternimmt das Ensemble eine humorvolle musikalische Reise Von Unter den Linden zum Broadway. Feuilletonscout sprach im Vorfeld mit den beiden Trompetern Felix Wilde und Rainer Auerbach, der den Konzertabend auch moderieren wird.
Feuilletonscout: Herr Auerbach, Lindenbrass wurde erst 2012 gegründet. Wie kam es dazu?
Rainer Auerbach: Das Ensemble LINDENBRASS wurde auf Initiative von Herrn Batzdorf und Herrn Wilde mit Hilfe von Herrn Martin Reinhard gegründet. Die Funktion einer Blechbläsergruppe in einem Konzert und Opernorchester unterscheidet sich ein wenig von einem reinen Konzertorchester. In der Oper haben wir eine eher begleitende Funktion und im Konzert eben auch die bekannten Soli zu spielen. Das bedeutet aber nicht, dass Opernmusik leichter zu interpretieren ist. Ganz im Gegenteil. Uns fehlten nur noch die Konzerte als unterhaltendes Ensemble, also das Blechbläserensemble. So kam es wohl zur Gründung.
Feuilletonscout: In der Kürze der Zeit hat sich das Ensemble ein unglaublich breites Repertoire erarbeitet. Daneben bearbeiten Sie auch Kompositionen. Viele Mitglieder des Ensembles sind noch anderweitig engagiert. Wie schaffen Sie das alles zeitlich?
Rainer Auerbach: Es ist einfach die Lust an der Musik, die uns solche Projekte verwirklichen lässt. Natürlich können nicht nur Mitglieder der Staatskapelle spielen. Am 14.2. ist zum Beispiel, wie fast immer, auch eine Vorstellung in der Staatsoper „So laden wir uns gern Gäste ein…“ wie es in „Der Fledermaus“ von Johannes Strauß heißt.
Feuilletonscout: Sie selbst sind Professor der Free International Music School in Ramallah/Palästina, Professor der Academia de Estudios Orquestrales in Sevilla der Barenboim-Said Foundation und geben zwei Meisterklassen pro Jahr in Japan, haben einen Lehrauftrag an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock. Sie sind Solo-Trompeter der Staatskapelle Berlin, spielen nun auch bei Lindenbrass. Was bedeutet Ihnen die internationale Arbeit, speziell in Palästina? Was nehmen Sie davon wieder mit zurück nach Deutschland?
Rainer Auerbach: Zu dieser Frage muss ich etwas richtig stellen. In Ramallah und Sevilla war ich Professor und nach 30 Jahren Solotrompeter bin ich seit einiger Zeit hier an die Stellvertreterposition gegangen. Aber in der Tat, ich unterrichte trotzdem viel und gerne. Ich die Frage „Do you speak music???“
Alles unter einen Hut zu bringen ist eine Frage der Organisation und eine Frage von phantastischen hilfsbereiten Kollegen. Diese haben es mir ermöglicht, fast ein Jahr in Ramallah und Sevilla zu unterrichten und in Berlin noch Vorstellungen zu spielen.
Aus Palästina habe ich mitgenommen: Erinnerungen an fleißige und aufgeschlossene Schüler. Das Bewusstsein, dass Musik unglaublich wichtig sein kann, aber durch Unkenntnis von bornierten Politikern sehr leicht zerstört oder missbraucht werden kann.
Feuilletonscout: Am Valentinstag moderieren Sie den Abend. In der Regel ist es doch schon viel Arbeit, die Proben zu organisieren und alle Ensemblemitglieder unter einen Hut zu bekommen. Wie bereiten Sie sich zusätzlich auf die Moderationsaufgabe vor?
Rainer Auerbach: Eine Moderation zu gestalten ist doch gewohnte Aufgabe für mich! Zumal ja auch bestimmte Themen des Abends auf dem Programm stehen. Dieses Mal eine „Reise von Berlin nach New York“. Dazu noch der Valentinstag! Das sollte man mit einem Hauch von Humor versehen, alles gut mischen, auf die Bühne bringen und auf die Gunst des Publikums hoffen. Dazu lerne ich etwas über die Städte und Musik und improvisiere dann auf der Bühne…
Feuilletonscout: Am 14. Februar heißt es im Programm „»Von Unter den Linden zum Broadway« –Eine humorvolle Reise exzellenter Berliner Blechbläser in die Welt des amerikanischen Musicals“. Können Sie ein bisschen verraten, was den Zuhörer erwartet?
Rainer Auerbach: Verraten darf ich Ihnen, dass wir auch Märsche spielen, die ja „Unter den Linden“ oft erklangen und uns dann bis zu Gershwin nach New York wagen… jedenfalls ein buntes, unterhaltsames Programm!
Feuilletonscout: Herr Wilde, wie fast alle Ihre Kollegen sind Sie auch Mitglied der Staatskapelle Berlin, eines der weltweit führenden Symphonieorchester, 1570 erstmals urkundlich erwähnt und seit 1742 fest im Opernhaus Unter den Linden. Ist diese Historie eher Lust oder Last?
Felix Wilde: Von Last kann nicht die Rede sein. Man ist sich der Geschichte des Hauses und des Orchesters aber durchaus bewusst. Bald beginnen die Proben zu der Berg Oper Wozzeck, die an der Staatsoper uraufgeführt wurde. Das ist doch etwas Besonderes dann.
Wir waren auch mit der Trompetengrupppe im Musikinstrumentenmuseum um uns eine Ausstellung über die Entwicklung der Ventile anzuschauen. Dort war ein Cornet des Kammervirtuosen Julius Kosleck ausgestellt. Also wussten wir auf welchem Instrument und somit auch mit welchem Klang vor über hundert Jahren in der Kapelle gespielt wurde.
Feuilletonscout: Sie sind zweiter Trompeter an der Staatskapelle Berlin, Mitglied der Kammermusikensembles Ensemble Ambrassador und Genesis Brass, seit 2010 haben Sie einen Lehrauftrag an der Spezialschule für Musik Carl Philipp Emanuel Bach Gymnasium. 2009/2011 hatten Sie einen Lehrauftrag an der Musikhochschule Hanns Eisler Berlin und außerdem haben Sie Kurse an den Musikhochschulen Lübeck, Frankfurt am Main und Karlsruhe gegeben. Auch in Ihrer Ausbildung waren Sie breit aufgestellt – Meisterkurse bei Edward Tarr mit Fokus auf Barock und Romantik bis hin zu Markus Stockhausen mit eher zeitgenössischem Schwerpunkt. Wie wichtig ist Ihnen die Vielfalt in Ihrem Tun?
Felix Wilde: Vielfalt, heißt es, wird nicht eintönig oder gar langweilig. Und man bleibt flexibel. Ich könnte mir nicht vorstellen, mich zum Beispiel nur auf eine Stilrichtung zu spezialisieren.
Feuilletonscout: Es ist immer noch ungewöhnlich, eine Frau am Dirigentenpult zu sehen. Bei Lindenbrass hat Daniela Musca das Zepter in der Hand. Spielt es überhaupt eine Rolle, dass eine Frau zehn Männer dirigiert?
Felix Wilde: Eine Frau im Orchester hat es vor allzu langer Zeit in den allermeisten Orchestern nicht gegeben. Heute ist es normal und niemand spricht darüber. Ich denke so wird es am Pult auch irgendwann sein. Was zählt ist ja vor allem die Musikalität und Inspiration.
Feuilletonscout: Was macht Ihnen bei Lindenbrass besonders viel Spaß, verglichen mit Ihren anderen Engagements?
Felix Wilde: Sich in der Freizeit mit den Kollegen zu treffen und Kammermusik zu machen macht sehr viel Vergnügen. Man kennt sich so gut, begegnet sich dann aber irgendwie nochmal anders. Jeder macht mit weil es ihm Spaß macht und nicht weil es sein „Dienst“ ist.
Tickets bei der Konzertdirektion Prof. Victor Hohenfels .
Kammermusiksaal der Philharmonie
Samstag, 14. Februar, 20 Uhr
Von Unter den Linden zum Broadway« – Konzert zum Valentinstag Eine humorvolle Reise exzellenter Berliner Blechbläser in die Welt des amerikanischen Musicals
Herbert-von-Karajan-Str. 1
10785 Berlin
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