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Meja Mwangi: Kenianische Literatur mit Humor und Tiefgang

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Literatur

Von Birgit Koß.

In meinem „afrikanischen“ Bücherregal gibt es eine recht umfangreiche Sammlung von einigen Autoren, deren Schaffen ich schon lange verfolge. Dazu gehört auch der kenianische Schriftsteller Meja Mwangi.

Bereits in den 70er-Jahren verzeichnet er internationale Anerkennung. Ich entdeckte ihn erst 1997 mit seinem Roman  „Die achte Plage“. Darin setzte er sich mit ungewöhnlicher Offenheit und einer riesigen Portion Humor mit dem damals auf dem afrikanischen Kontinent tabuisierten Thema AIDS auseinander. Danach habe ich kein Buch von ihm mehr ausgelassen. In „Happy Valley“ erzählt er ironisch, welche Verwirrung ein weißes Kind bei schwarzen Eltern auslöst, in „Das Buschbaby“ dreht sich die Geschichte um. Kammerspiel, Parabel, Komödie sind die Bezeichnungen für seine Romane. Immer wieder greift der Autor mit viel Humor und Ironie aktuelle Probleme auf, wie fehlgeleitete Hilfsprojekte, Korruption, die Lethargie afrikanischer Männer und die phantasievollen Lösungsansätze der Frauen in „Warten auf Tusker“ von 2017.

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Cover: Peter Hammer Verlag

Das Vermächtnis von Onkel Caesar und die Herausforderungen der Kingòo-Männer

Im letzten Jahr meldete sich Meja Mwangi nach längerer Pause zurück mit „Kasim, der Komiker“ Mit seinem gewohnten scharfen Blick und sehr viel Humor zeigt er die Situation im modernen Nairobi mit allen Folgen der Corona-Zeit. Kasim ist Comedian, der kein Blatt vor den Mund nimmt, aber damit oft aneckt und so enden seine Auftritte häufig mit Schlägereien des betrunkenen Publikums und seiner Kündigung. Auch sein Cousin Salim ist als selbständiger Anwalt nicht vom Glück gesegnet. Seine Klienten sind häufig zahlungsunfähig – die Pandemie hat kaum ein Geschäftsmann unbeschadet überstanden. Nun stirbt auch noch ihr beliebter Onkel Caesar, ein ehemals hochangesehener Politiker, der sich aber wegen der Korruption und Vetternwirtschaft in der Politik von ihr zurückgezogen hat beiziehungsweise bei den Eliten nicht mehr gut gelitten war und mit seinem Privatvermögen armen Kindern eine Schulausbildung finanzierte. Auch Salim und Kasim stehen so, abgesehen von den verwandtschaftlichen Verpflichtungen, in seiner Schuld. Der Kingòo Clan, deren Männer sich sehr stark fühlen, aber leider fast alle pleite sind, versammelt sich und debattiert eine Woche lang – ein würdiges Begräbnis muss her. Schließlich hat Caesars Tochter Charity ihrem Vater als Leichenwagen eine Mercedes Benz versprochen. Salim und Kasim sollen das Gefährt beschaffen und verlegen sich auf viele abenteuerliche Ideen.

Optimismus in der Trostlosigkeit

Meja Mwangis Stärke liegt in der detaillierten Beschreibung der aktuellen Zustände und seinem grenzenlosen Optimismus – selbst in der Trostlosigkeit findet er noch etwas zum Schmunzeln.

„Aber im Gegensatz zu seinen Limousinen und anderen Insignien der trügerischen Macht öffentlicher Ämter, die einem nicht erhalten bleiben, wenn man in Ungnade fiel, überlebte die Küchenausstattung seiner Frau und setze, weit über ihren Tod hinaus, Staub, Spinnweben und Rost an. Der Kühlschrank war jetzt ein Vorratsraum für trockene Lebensmittel. Im Ofen wurde zubereitetes Essen zwischengelagert. Der Gefrierschrank diente zur Aufbewahrung wichtiger amtlicher Dokumente und privater Unterlagen und Fotos. Der Mixer, der Toaster, die Fritteuse und die Mikrowelle harrten auf jemanden, der sie reparieren und wieder in Betreib nehmen würde.“

Wie in allen seinem Romanen nimmt der Autor Partei für die Glücklosen, die ums tägliche Überleben kämpfen und kritisiert schonungslos, diejenigen, die sich nicht scheuen, auf Kosten anderer ihr Luxusleben zu führen. Einige Wendungen sind sehr absurd – oder doch nur dem Leben abgeschaut? Wer kennt sich schon aus in den traditionellen Ritualen und Gepflogenheiten der unverbesserlichen Kingòo-Männer?

Literaturangaben

Die achte Plage. Aus dem Englischen von Susanne Koehler, Peter-Hammer-Verlag, Wuppertal 1997, 448 Seiten

Happy Valley, Aus dem Englischen von Thomas Brückner, Peter Hammer Verlag  2006, 160 Seiten, 22,00 €

Das Buschbaby, Aus dem Englischen von Thomas Brückner, Peter-Hammer-Verlag, Wuppertal 2007, 320 Seiten, 24,00 €

Big Chiefs; von Thomas Brückner, Peter-Hammer-Verlag, Wuppertal 2009,  272 Seiten, 22,00 €

Rafiki; Aus dem Englischen. von Thomas Brückner, Peter-Hammer-Verlag, Wuppertal 2014, 24,00 €

Tanz der Kakerlaken; Aus dem Englischen von Jutta Himmelreich. Peter-Hammer-Verlag, Wuppertal 2015, 284 Seiten, 24,00 €

Warten auf Tusker;  Aus dem Englischen von Jutta Himmelreich, Peter-Hammer-Verlag, Wuppertal 2017, 345 Seiten, 24,00 €

Kasim, der Komiker; Aus dem Englischen von Jutta Himmelreich, Peter-Hammer-Verlag, Wuppertal 2023, 445 Seiten, 30,00 €

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Meja Mwangi: Kenyan literature with humour and depth

In my “African” bookshelf, I have a collection of authors I have been following for a long time, including the Kenyan writer Meja Mwangi. He gained international recognition as early as the 1970s. I discovered his novel “The Eighth Plague” in 1997, which humorously addressed the then-taboo topic of AIDS in Africa. Since then, I have read all his books. Mwangi’s works, often chamber plays or parables, humorously tackle social issues such as corruption and misguided aid projects.

After a break, Mwangi returned last year with “Kasim the Comedian,” a sharp portrayal of life in modern Nairobi during the Corona era. The main characters, Kasim and his cousin Salim, struggle with the pandemic’s aftermath and the death of their uncle Caesar, a politician who withdrew from corrupt politics.

Mwangi’s strength lies in his detailed descriptions and unshakeable optimism. Even in bleakness, he finds something to smile about and takes sides with the underprivileged who fight for survival while criticizing the elites who live at others’ expense.

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