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Meisterwerke aus Odesa: Europäische Malerei in Berlin

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Ausstellung

Von Barbara Hoppe.

Es ist ein außergewöhnliches Kooperationsprojekt, das die Gemäldegalerie Berlin ab dem 24. Januar 2025 ihren Besuchern präsentiert: Aus dem Odesa Museum für Westliche und Östliche Kunst sind großartige Schätze europäischer Malerei vom 16. bis zum 19. Jahrhundert zu Gast.

Von Odesa nach Berlin: Die Hintergründe der Ausstellung

Es war kurz nach dem russischen Angriff auf die Ukraine, als sich der Direktor des Museums für Westliche und Östliche Kunst in Odesa, Ihor Poronyk, an die Staatlichen Museen zu Berlin wandte. Er und sein Team hatten bereits eine Vielzahl der in Odesa ausgestellten Bilder vor dem Krieg in Sicherheit gebracht – einen Teil in Containern im Keller des ukrainischen Museums, rund 80 Werke aber brachten seine Mitarbeiter in ein oberirdisches Lager außerhalb der Stadt. Dort waren sie zwar vorerst vor Kriegsschäden sicher, aber konservatorisch nicht gut aufgehoben. „So kam es zu dem gemeinsamen Plan, das Konvolut der bedeutendsten Bilder in Berlin zu zeigen“, erläutert Dagmar Hirschfelder, Direktorin der Gemäldegalerie. „Es ist eine bemerkenswerte Sammlung, die die Verbindung der Ukraine mit Westeuropa deutlich macht. Wir sehen die Ausstellung auch als Zeichen der Solidarität und Hilfe für unsere ukrainischen Nachbarn und möchten einen Beitrag dazu leisten, das Bewusstsein der Öffentlichkeit für die andauernde Bedrohungslage in der Ukraine wachzuhalten“, führt die Direktorin aus.

Von der Ukraine nach Berlin – Ein Kraftakt mit großer Resonanz

Bereits Anfang des Jahres bekamen Besucher der Berliner Gemäldegalerie mit einer Auswahl von zwölf Bildern einen Vorgeschmack auf das, was nun in großem Stil zu sehen ist. „Auf die kleine Preview gab es eine enorme Resonanz. Nicht nur die Presse, auch die vielen Besucherinnen und Besucher nicht zuletzt aus der Ukraine haben uns gezeigt, wie wichtig das Projekt ist“, blickt Dagmar Hirschfelder zurück. Aus dieser Zeit resultiert auch die Entscheidung, sich von der an das Russische angelehnten Schreibweise von Odesa mit doppeltem „s“ zu verabschieden.

Viele Schwierigkeiten mussten überwunden werden, bis die Werke aus der Ukraine nach Berlin transportiert werden konnten. Stromausfälle, sprachliche, administrative und juristische Hürden galt es zu bewältigen. „Wir waren überglücklich, als die LKWs mit der kostbaren Fracht am 15. September letzten Jahres bei uns eintrafen“, erzählt Dagmar Hirschfelder. Aufwändige Untersuchungen auf Beschädigungen oder Schimmelbefall sowie sorgfältige konservatorische Maßnahmen folgten, bis das wertvolle Gut ausstellungsfertig war.

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Victor Pierre Huguet (1835 Le Lude / Sarthe – 1902 Paris): Orientalische Landschaft, undatiert
Öl auf Leinwand, Odesa Museum für Westliche und Östliche Kunst
Foto: Feuilletonscout

60 Meisterwerke aus Odesa treffen auf Berliner Sammlung

Nun warten 60 Werke aus Odesa darauf, in den Dialog mit 25 Werken aus den Beständen der Gemäldegalerie und der Alten Nationalgalerie zu gehen. (Bilder hier) „Das kann ein Werk desselben Künstlers sein, welches z.B. durch den Vergleich eine Zuschreibung bestätigt. Odes es kann dasselbe Sujet sein, an dem ein bestimmtes Phänomen erklärt wird“, erläutert Sabine Lata, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Gemäldegalerie, den Ansatz der Ausstellung. Gemeinsam mit Dagmar Hirschfelder kuratiert sie die Schau, die sich in neun Kapitel gliedert. „Wichtig war uns, die Spannbreite der ukrainischen Sammlung zu zeigen, die in Deutschland wenig bekannt ist“, betont Lata. Eine Sammlung, die auch zeige, wie ähnlich das ukrainische Konvolut dem Sammlungsverhalten westeuropäischer Museen im 19. und 20. Jahrhundert sei.

Highlights der Ausstellung

Zu Beginn der Ausstellung geben zunächst Texte, Karten, Fotografien und ein Handyvideo des Direktors des Odesa Museums für Westliche und Östliche Kunst einen Eindruck von der Situation vor Ort. Porträts bedeutender Persönlichkeiten mit Bezug zu der ukrainischen Hafenstadt runden die Einführung ab. Die darauf folgenden Kapitel sind Madonnenbildern sowie biblischen und mythologischen Motive der italienischen und niederländischen Malerei gewidmet. „Die Ausstellung bietet viele Werke, die in Westeuropa kaum bekannt sind, zum Beispiel die wunderschöne Renaissance-Madonna von Francesco Granacci, einem Freund Michelangelos, der Ecce Homo von Bernardo Strozzi, Johann Baptist Lampis Porträt seiner Frau Anna Maria Franchi mit ihrem Sohn oder auch das dramatische Gemälde Streit der Kutscher von Jules-Alexis Muenier“, zählt Dagmar Hirschfelder ihre persönlichen Highlights der Schau auf. Besonders freue sie sich über die stimmungsvollen Landschaften von Frits Thaulow und Emile Claus, Vorreiter des belgischen Luminismus, sowie über die Darstellungen der Evangelisten Matthäus und Lukas von Frans Hals. Denn obwohl die Gemäldegalerie eine beachtliche Zahl an Werken des niederländischen Malers besitzt, sind die beiden Bilder eine absolute Seltenheit im Gesamtwerk des Künstlers. Stillleben, Genremalerei, Landschaften und ein Streifzug durch Werke französischer und anderer europäischer Maler des 19. Jahrhunderts beenden schließlich den Rundgang durch die große Wandelhalle der Gemäldegalerie.

Von Odesa nach Berlin.
Europäische Malerei des 16. bis 19. Jahrhunderts
24. Januar bis 22. Juni 2025

Gemäldegalerie – Staatliche Museen zu Berlin
Matthäikirchplatz
10785 Berlin

Der Beitrag erschien ebenfalls in der „Kulturzeit“ der Berliner Morgenpost im November 2024.

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Odesa meets Berlin: art and solidarity in the Gemäldegalerie

Starting January 24, 2025, Berlin’s Gemäldegalerie hosts a remarkable exhibition: 60 European masterpieces from Odesa’s Museum of Western and Eastern Art meet 25 works from Berlin’s collection.
The cooperation emerged after Russia’s attack on Ukraine to protect Odesa’s art treasures. “This collection highlights Ukraine’s connection to Western Europe,” says Dagmar Hirschfelder, Gemäldegalerie’s director.

The exhibition spans nine sections, featuring Madonnas, mythological scenes, landscapes, and still lifes. Highlights include Francesco Granacci’s Renaissance Madonna, Frans Hals’ rare depictions of Matthew and Luke, and atmospheric landscapes by Frits Thaulow.
Videos and maps provide insights into Odesa’s situation. Despite challenges, the artworks arrived in Berlin safely. The exhibition, a testament to solidarity and art’s power to connect, runs until June 22, 2025, at Berlin’s Gemäldegalerie.

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