Von Guido Krawinkel.
Der Titel der neuen CD mit Werken der luxemburgischen Komponistin Albena Petrovic Vratchanska lässt schon ahnen: es geht um etwas Heiliges – weniger allerdings im streng religiösen Sinne, sondern ebenso sakral wie humanistisch, pazifistisch, pantheistisch, heilig und profan zugleich. „Sanctuary“, so lautet der Titel, dreht sich um Gebete, eine ureigene menschliche Ausdrucksform. Hier geht es darum, menschlich zu bleiben und in Liebe und Frieden zu leben – und genau das ist die Botschaft der zwölf Lieder dieses Albums.
Das zentrale Thema: Gebete und Menschlichkeit
Den roten Faden des Albums bilden Gebete in all ihren Facetten und Ausdrucksformen. Das „Ave Maria“ etwa, mit dem die CD eröffnet wird, ist der Ausgangspunkt des Albums. Immer wieder wird das eindringliche „Ave“ wiederholt, als eine expressive Geste, als eine Art Mantra. „An Gott“ heißt eine weitere Gedichtvertonung, es geht aber auch umso profane oder sinnliche Dinge wie „Abschied“ oder „Eros“. Albena Petrovic Vratchanska hat einen ganz eigenen musikalischen Ausdruck für die Dinge gefunden, die alle Menschen bewegen – ob nun religiös oder nicht. Die Texte gehen durch die Jahrhunderte, die Musik ist die unserer Tage, die Aussage aber geht unter die Haut.
Die Interpretinnen: Eugenia Radoslava und Anna Bineta Diouf
Das ist nicht zuletzt das Verdienst der beiden Musikerinnen, der Pianistin Eugenia Radoslava und vor allem der Sängerin Anna Bineta Diouf. Sie lösen ein, was die Komponistin von ihren Interpreten verlangt – was eine ganze Menge ist. Das fängt bei der ungeheuren Expressivität der Lieder an und hört bei so mancher vokalen Extremlage nicht auf. Die Lieder sind global und universell, ein Ruf aus tiefstem Herzen und ein Schrei zu allen Göttern der Erde. Und das kommt hier auch kongenial zum Ausdruck. In „Die Krähen schrei’n“ etwa – und nicht nur hier – wird im Klavier mit erweiterten Spieltechniken experimentiert und dazu einem geradezu opernhaften Gestus gehuldigt. Manch einer wird hier auf einen kabarettistischen „Hurz“-Moment warten, doch dafür ist die Musik von Albena Petrovic Vratchanska zu authentisch und inhaltlich unterfüttert. Das Ergebnis ist ebenso expressiv wie hochdramatisch, was von beiden Interpretinnen auch eindrucksvoll umgesetzt wird.
Sanctuary
Albena Petrovic-Vratchanska | Komponistin
Anna Bineta Diouf | Mezzosopran
Eugenia Radoslava | Klavier
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Sanctuary: Albena Petrovic Vratchanska’s sacred album
The title of the new CD with works by Luxembourgish composer Albena Petrovic Vratchanska already suggests: it’s about something sacred – but not strictly religious, rather sacred in a humanistic, pacifist, pantheistic, holy and profane way at the same time. „Sanctuary,“ as the title reads, revolves around prayers, a primal human form of expression. It is about remaining human and living in love and peace – and that is precisely the message of the twelve songs on this album.
The central theme: prayers and humanity
Prayers in all their facets and forms of expression are the common thread throughout the album. The „Ave Maria,“ for example, with which the CD opens, is the starting point of the album. The haunting „Ave“ is repeated again and again as an expressive gesture, as a kind of mantra. „To God“ is another setting of a poem, but there are also more profane or sensual things like „Farewell“ or „Eros.“ Albena Petrovic Vratchanska has found a unique musical expression for things that move all people – whether religious or not. The texts span centuries, the music is of our time, but the message gets under your skin.
The performers: Eugenia Radoslava and Anna Bineta Diouf
This is due not least to the two musicians, pianist Eugenia Radoslava and especially singer Anna Bineta Diouf. They deliver what the composer demands from her performers – which is quite a lot. It starts with the enormous expressiveness of the songs and doesn’t stop at some vocal extremes. The songs are global and universal, a call from the depths of the heart and a cry to all the gods of the earth. And this is also congenially expressed here. In „The Crows Scream“ for example – and not only here – extended playing techniques are experimented with on the piano and an almost operatic gesture is celebrated. Some may wait for a cabaret-like „Hurz“ moment, but the music of Albena Petrovic Vratchanska is too authentic and substantively grounded for that. The result is as expressive as it is highly dramatic, impressively implemented by both interpreters.