Seit über 25 Jahren verzaubert, berührt und bewegt die Familie Flöz auf ihre ganz eigene, unvergleichliche und immer einzigartige Weise ihr Publikum. Wenn es mal nicht Kino sein soll, ist das Maskentheater des internationalen Ensembles eine der besten Möglichkeiten, sich allen Schattierungen des menschlichen Daseins hinzugeben. Von Barbara Hoppe
Alles begann 1994, als Hajo Schüler, Markus Michalowski und Michael Vogel beschlossen, Schauspiel durch den Einsatz von Masken neu zu beleben. „Masken zeigen viel mehr, als dass sie verbergen und machen uns empfindlich für das, was uns im Inneren bewegt“, erklärt Hajo Schüler, gemeinsam mit Michael Vogel künstlerischer Leiter der Familie Flöz. Die drei waren damals noch Studenten für körperbasiertes Theater an der Folkwang Universität der Künste in Essen. Es war der Wunsch, ein international und Sprachgrenzen überschreitendes Theater zu machen, der zwei Jahre später zu einer Neuaufstellung des Ensembles führte. Seitdem ist die Familie Flöz nicht nur international erfolgreich, 2001 folgte auch der Umzug nach Berlin. Augenfällig ist die internationale Vielfalt der Theaterkompagnie und ihr kollektiver Geist. Es sei die ganz besondere Art, in der sie Stücke kreierten, die das Außergewöhnliche des Ensembles ausmache, betont Hajo Schüler. Die beste Idee werde genommen, egal von wem sie kommt. So käme auch immer wieder völlig Unterwartetes heraus, erklärt Schüler und ergänzt: „Das Publikum gehört für uns zu diesem Prozess dazu. Denn wenn das Stück auf das Publikum trifft, dann verändert es sich ja enorm“. Hauptausdrucksmittel sei dabei die Bewegung. Lachen könne da durchaus ein Türöffner sein, um Emotionen zuzulassen. So haben die meisten Darsteller auch ihre Wurzeln im sogenannten „physical theater“. Schließlich verlangten die Masken die Gabe, mit dem Körper zu sprechen. „Wenn die Zuschauenden am Ende einer Vorstellung schockiert feststellen, dass sie die Dialoge selbst erfunden haben und auf der Bühne gar nicht gesprochen wurde, dann war es ein guter Abend“, schmunzelt Hajo Schüler.
Die aktuelle Produktion HOKUSPOKUS läuft noch wenige Tage in der Komödie am Kurfürstendamm im Schillertheater in Berlin. Hier kommen ausnahmsweise noch Musik und Gesang hinzu, die Spielenden filmen und vertonen zudem live das Gespielte. Auch die Masken erhalten eine eigene Bühne auf der Bühne – eine Art Wunderkasten. Dennoch ist HOKUSPOKUS keine Zaubershow, sondern eine Erzählung, sehr frei nach der biblischen Schöpfungsgeschichte. „Wir fanden die Frage spannend, wie ein Stück endet, das mit der Erschaffung der ersten Menschen beginnt, dem ersten Liebespaar, den ersten Emotionen, erklärt Hajo Schüler den Ursprung der Idee zum Stück und ergänzt augenzwinkernd: „Und so wie die biblische Geschichte von Menschen aufgeschrieben wurde, stellte sich die Frage, ob unsere Figuren auch irgendwann selbst entscheiden, wie die Geschichte oder das Stück eigentlich weiter gehen…“
Wer HOKUSPOKUS verpassen sollte, braucht nicht zu verzweifeln. Die Familie Flöz spielt derzeit mit diversen Stücken in dem Theaterhaus und geht auch immer wieder auf Tour. Sehenswert sind sie alle!
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Dieser Text erschien in ähnlicher Form der Kulturbeilage „Berliner Bühnen“ der Berliner Morgenpost im Juli 2022.
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