Kolumne von Susanne Falk
„Herausragend!“ (Elke Heidenreich)
„Außergewöhnlich und berührend!“ (Feridun Zaimoglu)
„Mein grünes Herz hüpft vor Freude!“ (Kermit der Frosch)
Kommentare wie diese stehen gerne auf Buchcovern und Klappentexten. Man nennt sie im Englischen auch „Blurbs“ und sie sollen den Verkauf anregen, indem sie Leserinnen und Lesern signalisieren: Schaut her, Elke Heidenreich/Feridun Zaimoglu/ Kermit finden dieses Buch großartig und das wirst du auch! Nur ist das mit den „Blurbs“ so eine Sache: Sie klingen alle gleich (nämlich enthusiastisch).
Simon & Schuster sind die ersten, die jetzt erklärt haben, dass sie die „Blurbs“ in Zukunft weglassen werden, weil Leserinnen und Leser sich zunehmend verarscht fühlen, wenn ein lobhudelnder Autorenfreund dem anderen unterstellt, den Roman des Jahrhunderts abgeliefert zu haben, obwohl das Buch doch eher nur mittelgut daherkommt. Das ist löblich. Man nimmt offenbar die Bedürfnisse seiner Leserschaft ernst. Niemand wird gern verarscht.
Nona, wird ein Jonathan Franzen einem guten Freund wie Daniel Kehlmann jetzt keinen schlechten Blurb aufs Cover setzen. (Dasselbe gilt auch umgekehrt.) Und wenn Kritikerinnen oder Kritiker wie Elke Heidenreich und Denis Scheck etwas Nettes über ein Buch sagen, muss es deswegen ja noch lange nicht gut sein. Das versteht sich irgendwie von selbst, Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden usw. ABER: Darum geht es bei den Blurbs ja auch gar nicht.
Füllt ein Autor seinen Klappentext mit Zitaten von wohlwollenden Kolleginnen und Kollegen, ist ziemlich egal, was die wirklich von seinem Buch halten. Interessant ist doch nur zu sehen, wer hier mit wem befreundet ist! Wer sagt denn da etwas Nettes übers Buch des anderen? Das müssen übrigens nicht zwangsläufig Autorinnen und Autoren sein, die zum Lobhudeln abkommandiert werden. Im deutschen Sprachraum wirbt man auch gerne mit dem passenden Medium und einem Auszug aus der Kritik.
„Ein Muss für alle Krimifans!“ (BRIGITTE)
„Die Geschichte eines tieferschütternden Verlusts!“ (Die Welt)
„Voll matschig!“ (Sumpfzeitung)
Nur stecken hinter diesen großen Medien sehr häufig Journalistinnen und Journalisten (und Frösche), die mit der Autorenschaft privat befreundet sind. Und schreiben gerne mal eine positive Kritik, wenn es dem Freund/der Freundin etwas nützt. (In Österreich ist die Branche so klein, da ist es schon ziemlich schwer einen Kritiker oder eine Kritikerin zu finden, der oder die nicht mit einem verwandt, verschwägert oder eben befreundet ist…)
Kurz und gut: Blurbs sind im Grunde sinnlos, weil sie unabhängige Kritik vorgaukeln, und man könnte sie genauso gut weglassen. Tun die Verlage jetzt auch zunehmend. Doch wie sollen wir als Leserinnen und Leser ohne so großartige Lobeshymnen wie „Herzzerreißend!“, „Ein echter Pageturner!“ oder auch „Ein erquickendes Erlebnis“ in Zukunft überhaupt wissen, ob sich ein Buch zu kaufen lohnt? Wenn der Klappentext nur noch Text und keine Klappe mehr enthält, dann wird es ganz schön langweilig in der Buchhandlung. Und leise. Weil mir niemand mehr auf einem Cover entgegenschreit, wieso ich das Buch kaufen soll. Klappentext zu, Affe still. Schade.
Bei Verwendung des Textes bitte Quelle angeben bzw. verlinken.
My Books! „End of Story„. Column by Susanne Falk
„Outstanding!“ (Elke Heidenreich)
„Extraordinary and touching!“ (Feridun Zaimoglu)
„My green heart leaps with joy!“ (Kermit the Frog)
Comments like these are often found on book covers and blurbs. In English, they are called „blurbs,“ and their purpose is to stimulate sales by signaling to readers: Look, Elke Heidenreich/Feridun Zaimoglu/Kermit thinks this book is amazing, and so will you! The thing with blurbs, however, is that they all sound the same (namely enthusiastic).
Simon & Schuster are the first to explain that they will no longer include blurbs in the future, as readers increasingly feel duped when one praising author-friend claims another has delivered the novel of the century, even though the book is actually only mediocre. This is commendable. Apparently, they are taking the needs of their readership seriously. No one likes to feel fooled.
Of course, Jonathan Franzen won’t put a bad blurb on his good friend Daniel Kehlmann’s book cover. (The same goes the other way around.) And just because critics like Elke Heidenreich and Denis Scheck say something nice about a book, it doesn’t necessarily mean it’s good. That’s kind of self-explanatory, tastes are different, and so on. BUT: that’s not really the point of blurbs.
When an author fills their blurb with quotes from generous colleagues, it doesn’t really matter what they actually think about the book. What’s interesting is seeing who’s friends with whom! Who’s saying something nice about the other’s book? By the way, it doesn’t have to be authors who are called in for the flattery. In German-speaking countries, it’s also common to use the right media outlet and an excerpt from their review.
„A must for all crime fans!“ (BRIGITTE)
„The story of a deeply disturbing loss!“ (Die Welt)
„Totally mushy!“ (Swamp Newspaper)
However, these prominent media outlets are often backed by journalists (and frogs) who are privately friends with the authors. And they are happy to write a positive review if it benefits their friend. (In Austria, the industry is so small, it’s quite hard to find a critic who’s not related, married, or, well, friends with the author…)
In short, blurbs are essentially pointless because they give the illusion of independent critique, and it would be just as well to leave them out. Increasingly, publishers are doing just that. But how are we, as readers, supposed to know whether a book is worth buying in the future without grand praise like „Heartbreaking!“ „A real page-turner!“ or even „A refreshing experience“? If the blurb is just text with no cover shout, then it will be quite boring in the bookstore. And quiet. Because no one is yelling at me from a cover anymore about why I should buy the book. What a shame.
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