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Meine Bücher! „Schaufenstertitel“

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Kolumne von Susanne Falk

Es gibt Bücher, die fallen sofort jedem ins Auge. Und es gibt solche, die erst beim näheren Hinschauen ihren Zauber entfalten. Ob detailverliebt oder großspurig monochrom – manchmal macht erst die Distanz den Unterschied so richtig spürbar. Willkommen in der Welt der Schaufenstertitel und Handycover.

Nie hätte ich gedacht, dass zweieinhalb Meter so viel ausmachen können. Da hebt meine Verlegerin doch tatsächlich die Coverbilder hoch und geht rund 10 Schritte zurück. „Und jetzt?“, fragt sie erwartungsvoll. „Gibt es ja gar nicht!“, entfährt es mir. Die paar Schritte haben genügt und ich weiß plötzlich, welcher Coverentwurf der bessere ist, wo ich mich Minuten zuvor noch immer nicht entscheiden konnte. Den mit der verschnörkelten Schrifttype oder doch den mit der klaren Schrift und mit viel Wumms? Auf einmal ist alles klar, weil die Schnörkel aus der Entfernung deutlich schwerer lesbar sind. Groß und Wumms heißt die Devise, denn: „Es ist ein Schaufenstercover!“

Manche Bücher bewirbt man besonders gut im Netz, weil sich da die Zielgruppe herumtreibt. Young-Adult-Titel dürfen kleine Ornamente am Cover haben und geschwungene Schrifttypen, weil die Lesecommunity sie ohnehin hauptsächlich am Handy betrachtet. In einer Schaufensterauslage sähen die ganzen rosanen, mintgrünen oder fliedernen Cover nämlich ohnehin alle gleich aus. Der Unterschied zeigt sich erst, wenn man nah rangeht. In der gehobenen Belletristik und im Sachbuch ist das anders. Hier muss ein Titel nicht nur im Internet gut rüberkommen, sondern auch aus zehn Metern Entfernung seine Betrachter anschreien: „Kauf mich!“.

Wir neigen zunehmend dazu, unsere Welt auf einen winzigen Bildschirm zusammenzuschrumpfen. Stolpern wir dann durch die analoge Welt, stellen wir fest, dass wir hier wieder ein Verhältnis zu Größe, Form und Farbe entwickeln, das uns fast verloren gegangen ist. Natürlich kann ich einen Bildband über William Turner anschauen, aber die Bilder live zu sehen und in ihrer vollen Größe (und Turner-Bilder sind enorm groß!), ist dann doch wieder etwas anderes. So ähnlich ist das auch mit Büchern: Ich kann dezente Cover machen, an die man nah herangehen muss, um ihre Eleganz zu erkennen. Oder ich arbeite mit quietschbunten Farben, großen Schriften und extremen Bildausschnitten, um eine besondere Wirkung zu erzielen. Beides hat seine Berechtigung. Die wahre Eleganz eines Covers zeigt sich eben erst aus der richtigen Distanz.

Denken Sie daran, wenn Sie das nächste Mal durch die Stadt flanieren und in die Nähe einer Buchhandlung kommen. Welcher Titel ist aus 5, 8 oder 10 Metern Entfernung deutlich zu erkennen? Kleiner Tipp: Ein besonders gelungenes Cover hat der jetzt erscheinende Roman „Else“ von Jasna Fritzi Bauer und Katharina Zorn (Verlag KiWi), denn der Schriftzug wird Ihnen auch von Weitem noch den Namen der Hauptfigur entgegenrufen. Also: alles richtig gemacht. Ein echtes Schaufenstercover.

Bei Verwendung des Textes bitte Quelle angeben bzw. verlinken.

My Books!Window Books“

Column by Susanne Falk

There are books that immediately catch the eye. And there are those that only reveal their charm upon closer inspection. Whether lovingly detailed or boldly monochrome – sometimes distance makes all the difference. Welcome to the world of window books and phone covers.

I never would have thought that two and a half meters could make such a difference. And yet there goes my publisher, actually holding up the cover images and walking about ten steps back. “And now?” she asks expectantly. “No way!” I blurt out. Those few steps were enough for me to suddenly know which cover design is better, when just minutes before I couldn’t decide. The one with the ornate font or the one with the bold and clear typeface? Suddenly everything is clear because the ornate font is much harder to read from a distance. Big and bold is the motto, because: “It’s a window bookcover!”

Some books are especially well promoted online, because that’s where the target audience is. Young adult titles can have little embellishments on the cover and curly fonts, since the reading community mostly views them on their phones anyway. In a window of a bookshop, all those pink, mint green, or lavender covers would look pretty much the same. The difference only becomes apparent up close. In literary fiction and nonfiction, it’s different. A title must not only look good online but also shout “Buy me!” from ten meters away.

We’re increasingly shrinking our world down to a tiny screen. Then, stumbling through the analog world, we realize we’re redeveloping a sense of size, shape, and color – one that we had nearly lost. Of course, I can look at a photo book on William Turner, but seeing the paintings live and in full size (and Turner’s works are enormous!) is something entirely different. It’s similar with books: I can design subtle covers that require a close-up look to appreciate their elegance. Or I can use loud colors, large fonts, and dramatic image crops to create a striking effect. Both are valid approaches. True elegance in a cover reveals itself only from the right distance.

Keep that in mind the next time you stroll through town and pass by a bookstore. Which title stands out from 5, 8, or 10 meters away? Here’s a tip: the soon-to-be-released novel Else by Jasna Fritzi Bauer and Katharina Zorn (published by KiWi) has an especially successful cover – the title lettering will shout the protagonist’s name at you even from afar. So: job well done.

1 Gedanke zu „Meine Bücher! „Schaufenstertitel““

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