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Tatort Bühne: Krimis zwischen Literatur und Theater

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Von Barbara Hoppe.

Menschen lieben Krimis: Im Fernsehen, in Romanen – und auch auf der Bühne. Mord, Totschlag und Intrigen sorgen seit Jahren für gute Einschaltquoten im Fernsehen und sichern durch hohe Verkaufszahlen so manchem Verlag seine Nischenprodukte. Doch was im Fernsehen mit Kameraeffekten und im Buch mithilfe der Fantasie seines Lesepublikums punkten kann, ist auf der Bühne ganz anderen Gegebenheiten ausgesetzt. „Es ist das unmittelbare Erleben“, erklärt Wolfgang Rumpf, Gründer des und Regisseur im Berliner Kriminal Theater. „Die Zuschauer sind viel näher an den Geschehnissen dran als vor dem Fernseher oder mit einem Buch in der Hand. Manchmal wissen sie mehr als die Figuren, manchmal rätseln sie mit. Diese Dynamik sorgt für besondere Reize“, führt er aus.

Krimispannung zwischen Buch und Bühne

Häufig sind es dennoch Romane, die als Vorlage für das Bühnenstück dienen. So auch im Kriminal Theater. Neben Klassikern wie die von Agatha Christie oder Umberto Ecos „Der Name der Rose“ finden sich auch moderne Bestseller von Sebastian Fitzek oder Ferdinand von Schirach auf dem Spielplan. Doch damit ein Roman zum Stück wird, braucht es mehr als eine einfache Adaption. „Die Vorlagen werden bereits im Verlag bearbeitet, aber ich erstelle fast immer meine eigene Fassung“, erklärt Rumpf. „Besonders bei Fitzek war mir wichtig, eine stimmige dramatische Struktur zu schaffen.“

Mord und Aufklärung: Ein literarisches Erbe

Blickt man auf die europäische Theatergeschichte, so finden sich bereits in Sophokles‘ Ödipus-Drama kriminalistische Elemente, die zur Aufklärung des Vatermords führen. Auch Shakespeare geizt in seinen Dramen nicht mit Mord, Betrug und Verschwörungen. Der klassische Krimi um ein Verbrechen, das von einem Ermittler aufgeklärt wird, hat seine Geburtsstunde allerdings erst mit dem Romanklassiker „Die Frau in Weiß“ von Wilkie Collins im Jahr 1860. Die literarische Figur des Detektivs, geprägt durch Edgar Allan Poe und Arthur Conan Doyle, fand schnell ihren Weg auf die Bühne, nicht zuletzt durch das Stück Sherlock Holmes, das der berühmte Autor gemeinsam mit dem Schauspieler und Dramatiker William Gillette im Jahr 1899 verfasste.

Die klassischen Whodunit– Geschichten hatten ihre Hoch-Zeit schließlich im goldenen Zeitalter des Krimis zwischen den beiden Weltkriegen. Agatha Christie perfektionierte die Technik mit ihren überraschenden Wendungen, geschlossenen Räumen als Tatorte und undurchsichtigen Figuren. Es war die Zeit, in der Detektivgeschichten nicht nur literarisch, sondern auch auf der Bühne populär wurden und es bis heute geblieben sind.

Tradition und Experiment im Theaterkrimi

Und auch Wolfgang Rumpf bleibt dem klassischen Theaterkrimi treu. Theaterdinners? Nein, die seien nicht so sein Ding. „Entweder isst man oder man geht ins Theater. Alles andere erinnert mich an die Hofnarren des Mittelalters, die zwischen den Gängen für Unterhaltung sorgten“, betont er. Was nicht heißt, dass er nicht auch Neues probieren würde: „Solange die Vorlage gut ist, bin ich für alle Genres offen. Ein schräger, flippiger Krimi mit Fantasy-Elementen? Wenn es funktioniert, gerne!“ schmunzelt er.

Dieser Artikel erschien ebenfalls in der Sonderbeilage „25 Jahre Berliner Kriminal Theater“ der Berliner Morgenpost, April 2025.

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Crime scene stage: crime thrillers between literature and theatre

People love crime stories—even on stage. At Berlin’s Kriminal Theater, director Wolfgang Rumpf brings classics by Agatha Christie and modern bestsellers by Fitzek or von Schirach to life. While TV relies on editing and novels on imagination, theater thrives on immediacy: “Audiences are much closer,” Rumpf explains. Stage versions are often adapted independently. For Fitzek’s work, Rumpf focused on building a coherent dramatic structure.

Crime storytelling has deep roots: Sophocles and Shakespeare used themes like murder and betrayal. The classic detective story, shaped by Wilkie Collins and Arthur Conan Doyle, soon reached the stage with plays like Sherlock Holmes. Agatha Christie perfected the „whodunit“ model—with closed-room crimes and many suspects—which defined the genre during its golden age.

Rumpf remains loyal to the stage crime drama—without dinner theatre distractions: “You eat or you go to the theatre,” he says. Still, he’s open to new ideas—even quirky ones—as long as the source material works.

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