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Berliner Kriminal Theater: 25 Jahre Krimi auf der Bühne

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Von Barbara Hoppe

Vor 25 Jahren gründete Wolfgang Rumpf gemeinsam mit Wolfgang Seppelt das Berliner Kriminal Theater. „Ich hatte einfach keine Lust mehr auf Kabarett“, erinnert sich Rumpf. Als Leiter des Berliner Satire-Theaters „Kneifzange“ stellte er fest, dass sich das Publikum zunehmend veränderte. Die Vorliebe verlagerte sich weg von der politischen Satire hin zu Comedy. „Zudem sitzen bei politischem Kabarett ohnehin nur die, die derselben Meinung sind. Die, die es eigentlich treffen sollte, bleiben fern“, resignierte er. Es war also die Zeit für etwas Neues.

Von der Satire zur Spannung

Doch was? Von klassischem Schauspiel und Komödien über experimentelle Performance bis hin zu großen Musical-Produktionen hatte Berlin schon reichlich zu bieten. Bei einem gemeinsamen Glas Rotwein kam Wolfgang Rumpf und Wolfgang Seppelt, der das Theater inzwischen verlassen hat, dann die Idee: Was fehlte, war ein Kriminal Theater. Gesagt, getan. Am Freitag, dem 13. April 2000, war es soweit: Mit „Die acht Millionäre“ von Robert Thomas begründete das neue Theater seine Erfolgsgeschichte und füllte eine Nische, die sich als Publikumsmagnet erwiesen hat. Seine Spielstätte lag damals noch Ecke Nürnberger und Lietzenburger Straße. „„Nach zwei Jahren wurde das Gebäude abgerissen, wir mussten uns nach einer neuen Bleibe umsehen“, blickt Wolfgang Rumpf zurück.

Ein leerer Saal, ein neuer Anfang

Wieder war es ein kulinarischer Genuss, der die Wende brachte. Auf Empfehlung verschlug es Wolfgang Rumpf nämlich in das damalige Restaurant im Umspannwerk Ost in Friedrichshain. Dort entdeckte er an einer Tür das Schildchen „Stücketheater“. Das gab es damals zwar nicht mehr, aber der Saal mit Bestuhlung war noch da. „Da stand ein kleines Podest, ein paar Stühle – kein richtiges Theater“, erinnert sich der Regisseur. „Wir haben alles selbst eingebaut: Licht, Technik, eine Bühne, Vorhänge – eben alles, was man für ein Theater so braucht.“

Seit 23 Jahren hat das Kriminal Theater dort nun seine Heimstatt gefunden. Und seine Anziehung ist ungebrochen. Ebenso wie die Faszination am Krimi. Es gibt kaum einen Abend im Fernsehen ohne Spannungsdrama. Doch auf der Bühne sei das Erlebnis noch einmal etwas ganz anderes, betont Wolfgang Rumpf. „Wir haben keine schnellen Schnitte, keine Autoverfolgungsjagden – aber wir haben das unmittelbare Erlebnis. Das hält selbst junge Zuschauer in Bann.“ Ein nicht unerheblicher Aspekt, klagen doch viele Kulturinstitutionen über den hohen Altersdurchschnitt ihres Publikums. „Unsere Zuschauer sind mit einem Durchschnittsalter von 47 Jahren erstaunlich jung für ein Theaterpublikum“, freut sich Rumpf. Auch das Theater selbst hat sich über die Jahre verjüngt. „In der Technik, in der Verwaltung – mein Referent, Oliver Gabbert, ist 36 – da gibt es frische Ideen. Das ist wichtig, weil ich ja auch nicht jünger werde“, sagt Rumpf mit einem Lächeln.

Klassiker, Bestseller, Kult

Natürlich gab es auch schwierige Zeiten. Die Corona-Pandemie traf das Theater hart. „Wir hatten einen massiven Einbruch der Zuschauerzahlen, es hat lange gedauert, bis wir uns davon erholt haben.“ Doch inzwischen läuft der Betrieb wieder stabil. 16 Stücke hat das Berliner Kriminal Theater in seinem Repertoire. Ganz vorne dabei ist natürlich „Die Mausefalle“ von Agatha Christie – mit über 1.400 Aufführungen ein Dauerbrenner. Potenzial in die Fußstapfen des berühmten Stückes zu treten hat „Tod auf dem Nil“ mit derzeit rund 400 Vorstellungen. Die Bandbreite des Ensembles geht jedoch über die Krimiklassiker hinaus. Bühnenadaptionen mit Werken von Sebastian Fitzek und Ferdinand von Schirach oder auch die Krimikomödie „Der Tatortreiniger“ ziehe noch einmal ein ganz anderes Krimipublikum an, erläutert Wolfgang Rumpf.

Teamwork hinter den Kulissen

Neben den Aufführungen in Berlin ist das Ensemble auch regelmäßig auf Tournee. 60 bis 70 Gastspiele sind es pro Jahr in Deutschland, aber auch in der Schweiz und in Österreich. Ein strammes Programm, das nur mit einem eingespielten Team funktioniert, in dem man sich gut versteht. Aktuell zählt das Ensemble rund 50 Schauspieler, die regelmäßig auf der Bühne stehen. Ein festes Ensemble gibt es nicht, doch viele sind seit Jahren dabei. „Ich arbeite gern mit Leuten, die mich kennen, deren Stärken und Schwächen ich kenne. Das schafft eine besondere Dynamik“, erklärt Wolfgang Rumpf die erfolgreiche Zusammenarbeit. Bei so viel Krimi täglich – liest Wolfgang Rumpf eigentlich selbst noch Krimis? „Nein“, lacht der Regisseur. „Immer bekomme ich welche geschenkt, weil alle denken, ich sei Krimi-Fan. Aber nein, zur Entspannung brauche ich etwas anderes.“ Ausgenommen natürlich die Stücke im Berliner Kriminal Theater. Die seien, so der Theatermann, alle seine Kinder.

Berliner Kriminal Theater
Palisadenstraße 48
10243 Berlin

Dieser Artikel erschien ebenfalls in der Sonderbeilage „25 Jahre Berliner Kriminal Theater“ der Berliner Morgenpost, April 2025.

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Berliner Kriminal Theater: 25 years of crime thrillers on stage

Twenty-five years ago, Wolfgang Rumpf founded the Berliner Kriminal Theater—an alternative to cabaret, which he felt was losing cultural relevance. The idea came over a glass of wine with co-founder Wolfgang Seppelt: a theater dedicated entirely to crime stories, still missing in Berlin’s theatre scene.

The beginnings were modest. In the former restaurant of the Umspannwerk Ost, Rumpf and his team built everything from scratch—lights, curtains, stage. Today, the theater is firmly established. With an impressively young audience (average age 47), the fascination for suspense remains strong. Classics like Agatha Christie’s The Mousetrap and adaptations of popular crime fiction—Der Tatortreiniger and works by Sebastian Fitzek—define the program.

The ensemble also tours extensively, with 60 to 70 performances per year across Germany, Austria, and Switzerland. Though the cast changes, around 50 actors regularly perform, many of them long-time collaborators. Privately, Rumpf rarely reads crime novels—but on stage, he cherishes them all. His productions, he says, are like his children.

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