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Viktoria Kaunzner: Eine Geige zwischen den Kulturen

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Feuilletonscout Das Kulturmagazin für Entdecker Musik

Von Guido Krawinkel.

Der Titel der CD klingt einigermaßen kryptisch. Wer jetzt eine Antilope als Assoziation hat, liegt aber nicht ganz falsch, denn titelgebend war die Saiga-Antilope, deren Massenexodus aus ihrer angestammten Heimat in Zentralasien im Jahr 2015 die Geigerin und Komponistin Viktoria Elisabeth Kaunzner zu diesem Stück inspirierte. Dass Kaunzner sich hierzu überhaupt inspirieren ließ, liegt sicherlich auch in ihrem Lebenslauf begründet. Ab 2011 war sie für einige Jahre als Professorin für Violine an der Kangnam University im südkoreanischen Seoul tätig.

Zwischen Orient und Okzident: Eine musikalische Brücke

Der Brückenschlag zwischen Ost und West ist ihr deshalb ein ganz besonderes Anliegen, das sich auch auf dieser CD niedergeschlagen hat. Deren Programm ist nichts anderes als ein einziger Brückenschlag zwischen beiden musikalischen Kulturen, das ist nicht nur Kaunzners hier eingespielten Werken anzuhören – zeichnet selbige aber in besonderem Maße aus. „Silk Road“ etwa reflektiert westliche Musiktraditionen mit östlich angehauchtem Instrumentarium, „Lucid Dreams“ paart „eurasisch-orientalisches Feeling“ mit „heiteren Vibes“. Das alles wird durch Kaunzner an der Geige hochvirtuos umgesetzt, die durch das von Juan Pablo Hellín geleitete Universal Korean Organic Ensemble begleitet wird. Das Orchester ist formidabel, es wird auch ordentlich gefordert, in Violeta Dinescus mehrsätzigem Stück „Roman Fleuve“ etwa, bei dem Orchester und Solistin teilweise improvisieren müssen, oder „Times of Rain & Sun“ von Elena Kats-Chernin. In allen Stücken verschmelzen westliche und östliche Einflüsse. Das Ergebnis ist ein ebenso origineller wie reizvoller und anregender Mix beider Welten, musikalisch nicht anspruchslos aber sehr gut anzuhören, keine musikalische Avantgarde aber weit weg von massenkompatiblem Mainstream. Spannend!

Viktoria Elisabeth Kaunzner: Violine
Universal Korean Organic Ensemble – Viktoria & Virtuosi (UKOREVV)

Viktoria Elisabeth Kaunzner: „Saiga Antelope“ (2021)
Viktoria Elisabeth Kaunzner: „Silk Road“ (2017)
Violeta Dinescu: „Roman Fleuve“ pour violon et orchestra à cordes (2017)
Elena Kats-Chernin: „Times of Rain and Sun“ (2022)
Claudia Montero: „Concierto para violín y orquesta de cuerdas“ (2012)
Solo Música, 07.03.2025 (Digital Release), 02.05.2025 (Physical Release)

Bei Verwendung des Textes bitte Quelle angeben bzw. verlinken.

Viktoria Kaunzner: A violin between cultures

Violinist and composer Viktoria Elisabeth Kaunzner’s album takes listeners on a fascinating journey between East and West. Its title references the Saiga antelope, whose mass exodus inspired Kaunzner. The music reflects her experiences in South Korea, bridging Western and Eastern traditions.

“Silk Road” blends Western music with Eastern-influenced instrumentation, while “Lucid Dreams” fuses oriental elements with lively vibes. Kaunzner’s virtuoso violin performance is accompanied by the Universal Korean Organic Ensemble, conducted by Juan Pablo Hellín. The orchestra is especially challenged in Violeta Dinescu’s “Roman Fleuve” and Elena Kats-Chernin’s “Times of Rain & Sun.”

Each piece merges diverse musical influences into a rich yet accessible soundscape. With Kaunzner’s brilliant playing and intricate arrangements, the album offers an engaging musical experience—sophisticated yet far from mainstream.

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