Eine Kurzgeschichte
von Stephan Reimertz
Das Hotel war an der Place Dauphine. Ich zahlte für eine Woche im Voraus. Am Abend ging ich durch die Stadt, dachte an meine Jugend und kaufte mir eine Flasche Rotwein, Käse und ein Baguette. Ich ging hinunter zur Spitze der Insel, setzte mich zu den jungen Leuten auf die Steine und schaute den Fluss hinunter. Schiffe mit Touristen fuhren vorbei. Wasser schwappte. Ein paar Jugendliche hatten ein Radio mitgebracht und tanzten. Andere saßen da und rauchten.
»Es ist wie auf einem Boot«, sagte ein Mädchen. Ich drehte mich um. Sie gefiel mir. Mit so einem Mädchen war ich vor langer Zeit zusammen gewesen.
»Haben Sie eine Zigarette?«
»Nein«, sagte ich und goss ihr Wein in den Plastikbecher. Sie rückte näher.
»Sind Sie aus den Staaten?« fragte sie.
»Aus Wisconsin.«
»Wie meine Mutter.«
»Und Ihr Vater?«
»Hab ich nicht gekannt.«
»Das tut mir leid.«
»Nicht Ihre Schuld.«
Sie erzählte von ihrer Mutter und ihrer Großmutter, ihrerWeiterlesen »“Das Mädchen”