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„Rodelinda“ an der Oper Frankfurt: Musikalische Raffinesse

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Überzeugende Inszenierung von „Rodelinda“ von Claus Guth. Frankfurter Opern- und Museumsorchester begeistert unter Simone Di Felice. Hinreißend: Sopran Elena Villalón und Countertenor Lawrence Zazzo. Von Stephan Reimertz.

Das Dramma per musica Rodelinda, regina de’ longobardi (HWV 19) wird traditionell neben Giulio Cesare in Egitto und Tamerlano zum Dreigestirn der späten Meisterwerke des Hallensers gezählt. Tatsächlich haben wir es bei diesem Beitrag des Komponisten für die Royal Academy of Music für 1724/25 mit einer gereiften, austarierten und bei aller inneren Balance musikalisch unendlich vielfältigen Oper zu tun. In Frankfurt musizieren Simone Di Felice und das Opern- und Museumsorchester die noble Partitur mit all der tänzerischen, nuancierten Subtilität, die einem solchen Hauptwerk des Barock zukommt. Kaum dass sie je den Boden berühren.

Simone Di Felice führt das Opern- und Museumsorchester zur Höchstform

Lawrence Zazzo als der inkognito nach Mailand zurückkehrende Fürst Bertarido vermag mit seinem Countertenor jene Rührung und Erschütterung im Zuschauer erzeugen, die seit Aristoteles Substanz der theatralischen Erfahrung und Auslöser der Katharsis ist. Christian Schmidt, der für Bühne und Kostüme verantwortlich zeichnet, tut dem Fürsten eine Art Safarijacke an und bezeichnet ihn so als Reisenden bzw. Emigranten. Die Kostüme halten sich im wesentlichen an Kleidungsgewohnheiten von heute, wobei eine Handvoll tänzerischen Masken die Handlung dramaturgisch begleitet. Elena Villalón in der Titelrolle vermag nicht minder zu erschüttern und zu rühren. Trotz exzellent besetzter Rollen des Grimoaldo (Josh Lovell), der Eduige (Zanda Švēde), des Unulfo (Rafał Tomkiewicz) und des Garibaldo (Božidar Smiljanić) vermochte die Sopranistin darstellerisch und musikalisch zu dominieren.

Inszenierung mit postmodernen Akzenten

Regisseur Claus Guth und Ausstatter Christian Schmidt machten idealen Gebrauch von der mittelgroßen Drehbühne des städtischen Opernhauses. Ihre konsequent in Schwarzweiß gehaltene Inszenierung stellte ein Haus mit englischer Fassade des 18. Jahrhunderts ins Zentrum, das nach deutscher Art im Innern purifiziert und postmodern renoviert war und in allen Drehwinkeln neue Perspektiven für die Handlung eröffnete. Alles vollständig geweißt und hygge. Szenische und musikalische Umsetzung stimmen in Frankfurt ineinander und eröffnen einen angemessenen Zugang zu einem der delikatesten Meisterwerke Georg Friedrich Händels.

Oper Frankfurt
Untermainanlage 11
60311 Frankfurt am Main

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‘Rodelinda’ at the Frankfurt Opera: musical sophistication

Claus Guth directs Georg Friedrich Händel’s „Rodelinda“ at the Frankfurt Opera with impressive modernity. Under Simone Di Felice, the Opera and Museum Orchestra unfolds the baroque score with nuanced subtlety. Lawrence Zazzo captivates as Bertarido with an emotionally touching countertenor, while Elena Villalón dominates musically in the title role. Christian Schmidt’s stage design blends an 18th-century English facade with a postmodern-purist interior, offering new perspectives. The black-and-white aesthetics enhance the dramatic effect. Overall, the Frankfurt production achieves a perfect balance of musical sophistication and modern direction.

1 Gedanke zu „„Rodelinda“ an der Oper Frankfurt: Musikalische Raffinesse“

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