Wer bei diesem Titel ein reißerisches Skandalbuch erwartet, der wird enttäuscht. Aber ein solcher Stil würde zum Autor des schmalen Büchleins auch schwerlich passen: Seit 2006 Professor für Kirchen- und Theologiegeschichte an der Marquette University in Milwaukee, gehört zu den Forschungsgebieten von Ulrich L. Lehner die frühneuzeitliche Geschichte Mitteleuropas und die europäische Religionsgeschichte. Und dies auf akademische, nicht marktschreierische Art. (Was durchaus mit einschließen darf, dass 2011 sein Buch „Enlightened Monks“ mit dem Shea Preis der amerikanischen Historiker als „bestes und originellstes Buch zur Geschichte des Katholizismus“ ausgezeichnet wurde.)
Ein Buch, das es eigentlich nicht hätte geben sollen
Geplant, so heißt es bei Lehner im Vorwort, sei das Buch nicht gewesen. Erst als er bei Recherchen zu einem Band über die Geschichte des Benediktinerordens während der Aufklärungszeit über zahlreiche Anzeichen, Bemerkungen und Fälle gestoßen sei, die darauf hinwiesen, dass auch in Klöstern Missbrauch, Ausschweifungen und sogar Kapitalverbrechen vorkamen, habe er tiefer gegraben, bis Weiterlesen »!Tipp: Ulrich L. Lehner „Mönche und Nonnen im Klosterkerker. Ein verdrängtes Kapitel Kirchengeschichte“
Zunächst vorweg: Wer Haruki Murakami liebt, liebt ihn. Wann bekommt dieser Mann endlich den Literaturnobelpreis? Immerhin gilt er jedes Jahr als Favorit, und jedes Mal bekommt ihn ein anderer.
Ich bin ein Fan dieses japanischen Autors, und so hielt ich auch gespannt die jüngste deutsche Übersetzung in den Händen. Zwei Kurzromane in einem Band, die eigentlich Murakamis Erstlinge sind und nun nach 35 Jahren –endlich – auf Deutsch vorliegen.
Allein die Entstehungsgeschichte dieser beiden dünnen Werke ist ein Roman wert. Glaubt man dem 2014 verfassten Vorwort des Autors, so war es im Jahr 1974, als Murakami eine Jazzbar besaß und seine Nächte dort verbrachte. Bis er eines Tages aus der Ferne, auf einer grünen Wiese sitzend, ein Baseballspiel beobachtete. Aus heiterem Himmel wusste er: Er muss einen Roman schreiben.
Wer ins Friesenmuseum in Wyk auf Föhr möchte, muss erst einmal durch ein großes Tor aus Blauwalunterkieferknochen hindurch. Dahinter befindet sich – eingebettet in eine wunderschöne kleine Parkanlage – ein kleines Freilichtmuseum, das den Besucher auf vergangene Zeiten einstimmt. Hier steht das älteste Haus Föhrs, das 1617 erbaut und 1927 aus Alkersum hierher versetzt wurde. Dahinter steht eine Bockwindmühle von der Hallig Langeneß und eine landwirtschaftliche Scheune aus dem Dorf Midlum. Nur eine Randbemerkung, aber besonders reizvoll: die großzügige Spende eines Rosengartens mit über 100 seltenen und alten Rosenarten.
Wir treffen uns morgens um halb neun, natürlich im Wedding. Beim „Knusperbäcker“ direkt am U-Bahnhof Amrumer Straße. Eine Bäckerei mit ein paar Tischen und viel Herzlichkeit.
Feuilletonscout: „Gutes Wedding, schlechtes Wedding“ wird in diesem Jahr elf Jahre alt. Hast du manchmal Angst, irgendwann die Lust am Wedding zu verlieren? Oliver Tautorat: Am Wedding: nie. An „Gutes Wedding, schlechtes Wedding“ auch nicht. Ich habe jetzt ja schon fast 2000 Vorstellungen gespielt, bin fast bei jeder Folge dabei. So lange unsere Gäste kommen und vielfältig bleiben, ist es spannend. Es ist wie ein Spiegelbild von draußen. Das ist schön. Und obwohl ich gerade Urlaub habe, war ich kürzlich im Theater und habe eine Show anmoderiert. Dabei habe ich wieder gesehen, was für ein tolles Publikum bei uns ist. Das gibt mir unheimlich viel Kraft, Energie und Ideen. Was wir mit dem Theater erfunden haben ist einmalig. Es ist für mich genau das Richtige. Was anderes könnte ich gar nicht machen.
Feuilletonscout: Was macht das Besondere ausgerechnet des Wedding aus? Oliver Tautorat: Ich glaube, dass der Wedding noch einer der letzten Bezirke ist, der sich zwar entwickelt, gentrifiziert wird, aber vom Ursprung her immer noch sehr echt und total lebendig ist. So hart er ist, so ehrlich ist er auch. Das finde ich klasse.
Feuilletonscout: Bist du hier geboren? Oliver Tautorat: Nein. Meine Mutter ist Griechin, mein Vater kommt aus Norddeutschland und ich selbst bin in Würzburg geboren. Seit ungefähr 12 Jahren bin ich jetzt in Berlin und bin hier auch mehrfach um-, aber nie aus dem Wedding herausgezogen. Ich habe ihn als meine Heimat entdeckt. Als Halbgrieche gefällt es mir sehr, die Kultur hier ist wirklich lebendig. Ich fühle mich im Wedding richtig, richtig wohl. Ich mag die Ehrlichkeit und Direktheit.
Feuilletonscout: „Gutes Wedding, schlechtes Wedding“ ist die erste und einzige Bühnensitcom weltweit. Wie kam es zu dieser Idee? Oliver Tautorat: Es ist wirklich erstaunlich. Nur Danny de Vito hat mal so etwas Ähnliches gemacht, allerdings zeitlich begrenzt. So, wie wir es machen, ist die Bühnensitcom wirklich einmalig. Wir kamen dazu sehr unschuldig. Als wir damals nach Berlin zogen, waren wir sehr serienaffin, „Friends“ gehörte bei uns zum Standardfernsehprogramm. Und obwohl wir beide schauspielern wollten, haben wir schnell festgestellt, dass die deutsche Bühnenlandschaft nicht so das Richtige für uns ist. Unsere Sitcom starteten wir zunächst ganz harmlos mit einer Folge. Wir haben uns einen Probenraum gesucht und haben ihn damit finanziert, dass wir dort auch gleich spielten. Dann haben wir festgestellt, dass wir, um die Leute auf uns aufmerksam zu machen, in den Veranstaltungskalendern der Stadtmagazinen sein müssen. Und die brauchen das Programm immer 10 -14 Tage vorher. Also haben wir mit Folgen angefangen, haben wöchentlich gespielt und das hat sich ganz schnell herumgesprochen. Wir waren mit unseren 30 Plätzen immer ausverkauft.
Feuilletonscout: Hast du je damit gerechnet, dass ihr damit so erfolgreich werdet? Oliver Tautorat: Überhaupt nicht. Es ist immer noch so, dass, wenn ich darüber nachdenke, wo wir – auch als von Senat gefördertes Theater – jetzt stehen, kaum glauben kann. Wenn ich abends ins Theater komme und schon von weitem die Leute warten sehe, denke ich immer noch: Es ist wirklich unglaublich. Ich bin nicht satt, zu sehen, dass es verrückt schön ist, dass es so ist. Berlin ist eine so große Stadt mit so vielen Theatern, da ist es toll, dass Gäste zu uns kommen. Und ich kann fast 20 Menschen mit dem Theater eine Existenz sichern.
Es liegt so viel Sorgfalt in den Animationen von „Shaun das Schaf“, dass jeder Animateur pro Tag nur zwei bis drei Sekunden Film schaffte. Nachdem 2007 die ersten Kurzfilme auch im deutschen Fernsehen liefen, folgt nun die Kinofassung von „Shaun das Schaf“ aus den britischen Produktionsstudios Aardman Animations, die auch für „Wallace & Gromit“ verantwortlich sind.
Darin muss Shaun seinen ganzen Einfallsreichtum spielen lassen, um seine Herde, Hund Bitzer und den Bauern wieder wohlbehalten auf die heimische Farm zurückzubringen. Weiterlesen »!Tipp: „Shaun das Schaf – Der Film“
Rezension von Barbara Hoppe Sie trafen sich zum ersten Mal 1996. Eine Filmmusik sollten sie einspielen. Für den ORF. Der Film wurde zwar nie gesendet, aber Quadro Nuevo war geboren. Tango ist bis heute die Leidenschaft des Quartetts. Und doch ist es ein wenig mehr:… Weiterlesen »!Tipp: Quadro Nuevo „Tango“
Normalerweise wandert Wolfgang Büscher: einmal an den Außengrenzen von Deutschland entlang, quer durch Amerika (vgl. Feuilletonscout v. 17.5.2011) oder von Berlin nach Moskau, ein Marsch, der ihn durch sein Buch „Berlin-Moskau“ (vgl. Feuilletonscout v. 28.8.2012) im Jahr 2004 schlagartig bekannt machte.
Nun also Israel, genauer, Jerusalem. Wandern kann man hier nicht. Das Land ist viel zu klein. Aber man kann verweilen, umherwandeln, beobachten – und darüber schreiben. Wolfgang Büscher blieb einen Frühling lang in Jerusalem, zuerst in einem kargen arabischen Hostel, später etwas komfortabler in einem griechischen Konvent.
“Ausverkauft” prangt über der Abendkasse der Kammerphilharmonie Berlin. Heute Abend spielt das Orquestrina Baborák bekannte Filmmusiken, Tangos von Piazzola und Maurice Ravels „Boléro“ in Kammermusikbesetzung. Und ausverkauft muss ein solches Konzert auch sein.
„Im Kochtopf um die Welt“ – das ist ausnahmsweise mal kein neuer Film, der Titel eines Buchpreisträgers oder die jüngste Ausstellung über Kochgeschirr. „Im Kochtopf um die Welt“ soll an dieser Stelle einmal den Sprung über die mittelhohe und hohe Kultur machen: Es geht nämlich ums Kochen. Noch mehr: Ums Kochen mit Kindern. Und nicht nur das: Denn die Gerichte führen uns einmal rund um den Globus: von Deutschland über Italien und die Türkei bis nach Peru und Indien. Gemeinsam in der Familie kochen und dabei ganz viel über Land und Leute kennenlernen, aus denen die Rezepte kommen, das verspricht Koch Nelson Müller.Weiterlesen »!Tipp: Kochen mit und ohne Kinder: „Im Kochtopf um die Welt“
Wenn Leon Düvel abends auf die Bühne geht, weiß er nicht, was ihn erwartet. Wird er heute einen Workshop zum Thema „Stricken“ im Stil von Bertolt Brecht inszenieren oder ein Liebhaber sein oder doch nur die Blume am Wegesrand? Er wird singen, vielleicht auch tanzen oder dichten, den Faden verlieren oder gegen das imaginäre Pferd laufen, von dem er vergessen hat, dass sein Kollege es dort, hinten auf der Bühne, gerade eben noch angebunden hat.Weiterlesen »!Tipp: Impro-Theater vom Feinsten: Die Gorillas
Das Leben von M. Claude (Christian Clavier) könnt so schön sein: Der Notar aus dem kleinen Städtchen Chinon ist wohlhabend, hat ein großes, schönes Haus und vor allem: vier wunderbare, wunderschöne, erfolgreiche Töchter. Doch seine Vaterliebe wird auf eine harte Probe gestellt, als eine nach der anderen ihren Heiratskandidaten vorstellt: Ségolènes Auserwählter ist Chinese, Fréderique ehelicht den Muslim Rachid und Odile heiratet den Juden David. Nun ruht die ganze Hoffnung auf der Jüngsten, Laure. Und sie scheint die Hoffnungen der Eltern zu erfüllen: Weiterlesen »!Tipp: „M. Claude und seine Töchter“ im Kino
Rezension von Barbara Hoppe Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen ist ausgezeichnet, und dies wortwörtlich: 2009 gab es für gleich drei CD-Produktionen den „ECHO-Klassik“, ein Jahr später erhielt das Ensemble die „Ehrenurkunde des Preises der deutschen Schallplattenkritik“ für ihr editorisches Gesamtwerk von Bach bis Ruzicka und der… Weiterlesen »!Tipp: Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen
Ostern, Weihnachten, Geburtstage oder Freunde zum Essen einladen. Früher wurde das gute Geschirr aus dem Schrank geholt, wenn sich die Familie um den Kaffeetisch oder Freunde um das abendliche Diner versammelten. Wer die Freude an durchkomponierter Tischkultur jenseits von Ikea, Nanunana oder Butlers noch nicht verloren hat oder gerade dabei ist, sie (wieder) zu entdecken, dem sei die Ausstellung der Königlichen Porzellan-Manufaktur in Berlin ans Herz gelegt.
Drei Jahrhunderte Porzellanherstellung
Von den Anfängen der Manufaktur im 18. Jahrhundert noch unter Wilhelm Kaspar Wegely und Johann Ernst Gotzkowsky, über die zahlreichen Services, die für die Schlösser Friedrich des Großen (der das Unternehmen 1763 erwarb) gefertigt wurden, bis hin zu Weiterlesen »!Tipp: Die Königliche Porzellan-Manufaktur in Berlin
Rezension von Barbara Hoppe Ob zu der großen Abendgarderobe oder als Tagesschmuck, glamourös war er immer, der hochwertige Modeschmuck aus dem Hause Fior. Als nach dem Krieg die Menschen wieder auf- und das Leben einatmeten, entwickelte sich auch die Freude, den Schmuck dem Modetrend anzupassen,… Weiterlesen »Feuilletonscout empfiehlt… „Luxury for Fashion“
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